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Die faszinierende Welt der Schilddrüsenhormone

Ein Einblick in die Schilddrüsenhormonsynthese

Die Schilddrüsenhormonsynthese beschreibt den komplexen biochemischen Prozess, bei dem in der Schilddrüse die Hormone Thyroxin (T4), Triiodthyronin (T3) und weitere Iodothyronine entstehen. Ausgangspunkt ist die Aminosäure Tyrosin, die nicht frei, sondern an das Eiweiß Thyreoglobulin gebunden vorliegt. Dieses wird in den Schilddrüsenzellen, den Thyreozyten, gebildet und im Kolloid der Follikel gespeichert. Die Produktion wird durch das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) aus der Hypophyse gesteuert, das wiederum vom Hypothalamus reguliert wird.

Ein entscheidender Schritt ist die Aufnahme und Anreicherung von Jodid in den Schilddrüsenzellen – die sogenannte Iodination. Jodid gelangt aktiv über spezielle Transporter in die Zellen und wird in das Kolloid abgegeben, wo es stark angereichert wird. Dort wird das Jodid durch das Enzym Thyreoperoxidase (TPO) in reaktive Iod-Radikale umgewandelt, die an die Tyrosinreste des Thyreoglobulins binden. So entstehen Monoiodtyrosin (MIT) und Diiodtyrosin (DIT).

Diese Bausteine verbinden sich in einem nächsten Schritt – der Konjugation – zu den Schilddrüsenhormonen: Thyroxin (T4), Triiodthyronin (T3) und Reverse T3 (rT3), wobei T4 das Hauptprodukt ist. T3 ist zwar weniger vorhanden, aber deutlich wirksamer. Neben der Synthese in der Schilddrüse wird T3 auch durch enzymatische Umwandlung von T4 in den Körperzellen gebildet. Diese Umwandlung wird von selenabhängigen Deiodasen gesteuert. Dabei entsteht auch rT3, ein inaktives Hormon, das die Wirkung von T3 blockieren kann.

Die Schilddrüse hat noch weiter Hormone zu bieten:

3,5-Diiodthyronin (3,5-T2)

3′,5′-Diiodthyronin (3′,5′-T2)

3,3′-Diiodthyronin (3,3′-T2)

3-Monoiodthyronin (3-T1)

3′-Monoiodthyronin (3′-T1)

Thyronin (T0)

Kleine Drüse – viele Hormone!

Man sieht also, dass die Schilddrüse deutlich mehr als nur T3 und T4 produziert. Wichtig zu verstehen ist auch, dass die Schilddrüsenhormone stets in enger Abstimmung mit einer Kontrollinstanz im Gehirn, der Hypophyse, reguliert werden. Das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) dient dabei als zentrale Kommunikationsform. TSH ist und bleibt aber ein Hormon des Gehirns – nicht der Schilddrüse.

Merke:

Um Probleme in der Schilddrüsenhormonproduktion zuverlässig zu erkennen, ist in der Regel die Bestimmung der freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 notwendig. Diese Werte sind die wichtigsten diagnostischen Parameter. Reverse T3 (rT3) hingegen ist ein physiologischer Parameter und kein krankhafter Wert, wie häufig von Patienten angenommen wird. Seine Bestimmung erfolgt meist nur im privaten Diagnostikum und ist nicht Teil der Routineuntersuchungen.

Nach der Produktion werden die Hormone ins Blut abgegeben und zu den Zielzellen transportiert. Dort wird T4 oft in das aktivere T3 umgewandelt, das seine vielfältigen Wirkungen entfaltet. Die Schilddrüsenhormone regulieren ihre eigene Produktion über eine negative Rückkopplung, indem sie die Ausschüttung von TSH und TRH hemmen. So bleibt das System im Gleichgewicht.

Und all das hängt von weiteren Faktoren im Hormonsytem, unserem Lebensstil und unseren Prägungen ab. Vielleicht wird jetzt klar, warum die Gabe von synthetischem L-Thyroxin keine Wunder bewirken kann.